Unser Logo - von Künstlerin Alexandra Rangger
Mit der VS-Angedair in Landeck verbinden mich seit vielen Jahren Kunstprojekte, die ich gemeinsam mit den Klassen von Manuela Tiefenbacher-Schauer und Andreas Albertini umgesetzt habe.
Zu inspirieren, Kunst für Kinder erlebbar zu machen und ihnen die Möglichkeit des eigenständigen Ausdrucks zu geben, stand für mich immer im Vordergrund und meine Ideen dazu trafen an der VS-Angedair auf konstruktiven Nährboden. Umso mehr freut es mich, dass nach dem vollständigen Umbau der Schule nun die nachhaltigen Spuren der gemeinsamen Projekte deutlich erkennbar sind. Besonders freut es mich, dass ich 2018 auch durch einen persönlichen Beitrag als Künstlerin ein Zeichen setzen konnte, indem ich für die VS-Angedair ein Bild gemalt habe, das als Logo die inhaltliche Botschaft der Schule nach außen trägt.
Die Neugestaltung des Gebäudes macht kreative Impulse nach außen hin verstärkt wahrnehmbar und mit dem Einzug in die neue Schule entstand bei den Verantwortlichen rund um Direktorin Daniela Lehmann der Wunsch nach einem "Logo". Und dieser Wunsch nach einem Bild mit künstlerischem Anspruch, das vielfältig als Logo verwendet werden kann – für sämtliche Drucksorten, Türschilder, T-Shirts... – wurde an mich herangetragen. Aus der visuellen Verknüpfung von Baum und Kind bestand die Vorgabe. Meine bildliche Übersetzung trägt neben den sichtbaren Elementen, vor allem den gedanklichen und emotionalen Botschaften genüge, der Intention, die für die Werte des Kindseins und die Werte des Menschseins – auch und besonders im Zusammenhang mit der Vermittlung von Wissen und Bildung stehen. Wenn man die Philosophie einer Einrichtung definiert, spricht man von einem Leitbild. Dieses spezielle Bild für die VS-Angedair ist ein Weg – mein Weg – der künstlerischen Kommunikation, den ich genutzt habe um auszudrücken und zu übersetzen, womit sich die Schule und die Menschen an der Schule identifizieren. Somit ist es eigentlich ein sichtbar gewordenes LeitBild und eine Metapher für leitende und motivierende Prinzipien, denen die Menschen die an dieser Schule unterrichten und die Kinder, die dort unterrichtet werden, Bedeutung beimessen.
Bewusst ist das Motiv als Aquarell angelegt. Farblich transparent und durchlässig, stehen die zarten, nicht deckenden Farben, die ohne Abgrenzung fließen dürfen, für die Fähigkeit aufzunehmen, weiterzugeben, sich zu öffnen und Entwicklungen und Strömungen frei zu begegnen und beweglich zu sein.
Beweglich in Handlungen...Gedanken...Lebenssituationen...
Beweglich im Sein und Werden, vom Kind bis zum Erwachsenen.
Die Haltung der Arme ist aufstrebend, nicht etwas umschließend, sondern vieles erreichend. Weit ausgestreckt greifen die Hände in einen freien Raum, der für große Visionen, grenzüberschreitende Ansätze, eine weltoffene Grundhaltung und einen frei wählbaren Weg der Entwicklung steht.
Geerdet, aber nicht starr verwurzelt zeigt sich der Baum im unteren Teil, hochgewachsen, aufstrebend ist der Stamm, der gefestigt und stabil alles trägt, was sich an Entwicklung und Wachstum noch vollziehen mag.
Die Äste sind fragil, sie suchen sich ihre Form langsam und dürfen nicht allzu sehr verbogen werden. Der BaumKörper ist jung, die Blätter wachsen zart und lassen noch viel Raum für weitere Triebe, für Neues das hinzukommt, für die Bildung von neuen Blättern, von neuen Dingen, die sich ihren Weg bahnen.
Die Farben durchfließen das Motiv, sie strömen wie Informationen durch Baum und Körper. Jede der Farben ist symbolisch belegt.
Rot steht für die Emotion, die Farbe bildet das Fühlen ab und ist verstärkt in der sogenannten "Herzzone" sichtbar, aber auch in den Händen, mit denen die Berührung erfolgt. Blau steht für die Gedanken, das Wissen, die Information, die uns beschäftigt und erfüllt. Gelb steht für die Offenheit, das Kreative, die Energie, das Potenzial das Licht und auch für Wärme und Empathie, für Begegnung und für alles was unser innerstes nach außen strahlen lässt...was unsere Persönlichkeit in Eigenständigkeit leuchten lässt...
Die feinen schwarzen Linien, die Kontur bilden, sind unterbrochen, sie sind gerade soviel Gerüst wie notwendig ist, um zu begleiten und sanft zu stützen, sind aber niemals ein rigider Rahmen, der Wachstum einbremst, einengt und verhindert. Die Finger sind nicht geschlossen, sondern für die ausströmenden Farben geöffnet...die einzigartigen, unverkennbaren Farben, die ein Mensch in sich trägt sollen nicht an Barrieren stoßen, sondern sich vermischen dürfen mit dem Leben, mit den Farben anderer...dadurch entstehen neue Farben, und eine Unzahl von Nuancen, die wieder unvergleichlich sind.
Formal bildet der BaumKörper eine Lebensachse, von der Erde ausgehend erfolgt Entwicklung und Festigkeit, dadurch gelingt es sich aufzurichten, zu entfalten und das Potenzial des ICH vollständig auszubilden.
Kunst vermittelt auch immer Zugänge zu den Menschen die sie geschaffen haben und zu ihren kreativen Impulsen und besonderen Fähigkeiten. An einer Schule, an der junge Menschen bewusst an Fähigkeiten herangeführt werden und am Beginn großer Möglichkeiten stehen, ist es wichtig das Potenzial der Kreativität, der Individualität zu erspüren und zu inspirieren. Kreativität ist ein kostbarer Teil des Mensch seins und steckt auf die eine oder andere Art und Weise in uns allen. Ob daraus Kunst, große Errungenschaften oder ganz einfach ein Stück vom "Ich" entstehen kann, hängt auch davon ab wie offen individuelle Entwicklungen ermöglicht werden, wie weit man den freien Raum außerhalb von richtig und falsch bespielen darf. Ideen und Visionen brauchen diese Offenheit, sie brauchen auch Umwege und Alternativen, Verständnis und Respekt – um zu wachsen und zu gedeihen und lebendig in besonderen Farben zu leuchten – wie ein Bild, wie ein Baum, wie ein Kind.
Alexandra Rangger